Seit ich 15 bin, ist mein Weg klar: Ich werde Lehrerin.
Scheißjob!
Aber was tut man, wenn man feststellt, das man seine Berufung gefunden hat, ohne je an Berufung zu glauben?
Man studiert an der EWF.
Betritt man den häßlichen 60er-Jahre-Bau, so findet man sich in einer Sonderform der Hölle auf Erden wieder. Es laufen lauter niedliche, kleine Mädchen rum. Mag für die Herren der Schöpfung auf den ersten Blick eher wie ein Himmel auf Erden wirken, jedoch sollte der geneigte Besucher vermeiden, sich mit den anwesenden Damen zu unterhalten.
Keine Sorge, man wird kein böses Wort hören! Nein, wir sind alle ganz lieb zueinander. Zu lieb.
Anyways, man betritt also das Gebäude und macht den Fehler, sich doch im Gespräch zu verlieren. Nun ja, deine Gesprächspartnerin, nennen wir sie mal Susi, wird dir bald ungefragt erzählen, woher sie kommt (Hintertupfendorf), dass sie und ihr Freund (der ist ja sooo lieb und sie waren schon zusammen im Kindergarten!) bald heiraten werden und in das Reihenhaus am Dorfrand ziehen werden, das die Eltern in weiser Voraussicht schon bei der Geburt für sie ausgesucht haben. Wow! What a life!
In dieser Situation hast du zwei Möglichkeiten: entweder du tust, als ob du dich für sie freuen würdest und musst damit rechnen, gleich zur Hochzeit eingeladen zu werden, oder du fragst Susi, ob sie nicht der Meinung ist, sich ein bißchen die Wege, die das Leben für sie bereit hält, zu verbauen (keine Sorge, die Unterhaltung ist dann bald vorbei).
Diese Hölle besuche ich nun seit fast vier Jahren. Jedes Mal ein Spaß!
Im Sommer bin ich fertig. Toll. Und dann?
"Wie? Du weißt noch nicht, ob du ins Referendariat willst?"
Das verstehen meine liebenswerten Kommilitoninnen nicht. Für sie ist die Lebensplanung klar: Examen und entweder dann erstmal die Babypause oder eben vorher noch schnell das Referendariat, dann Babies.
"Wie du weißt noch nicht, ob du Kinder willst? Wie kannst du dann Lehrerin werden?"
Gestern im Zug habe ich allerdings noch eine weitere Variante für die etwas Langsameren gehört. Lehrerausflug: Die Kollegin erfährt, dass der Schulrat kommt, um sich eine Stunde von ihr anzuschauen und sie dann zu verbeamten. (Ja, Bayern ist tatsächlich so dumm und verbeamtet noch immer seine Lehrer.) Die werte Kollegin strahlt daraufhin übers ganze Gesicht und teilte ihrer Sitznachbarin ihre Version der Lebensplaung mit: wenn sie verbeamtet ist, wird sie schwanger! (Mann und Reihenhaus hat sie schon)
Yippieh!
Ganz ehrlich: Ich freue mich wirklich für Susi und auch für die Kollegin!:-)
25.10.07
Berufung als Paradoxon
Schrieb Charlotte von Staffelstein um 10:57
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